StILLstand – Mein Geschäft ist krankgeschrieben mit Kulta
19. Juli 2020
Wenige wochen ist es her, und schon wieder eine gefühlte Ewigkeit – der Lockdown. Hier kommt mein fotografischer Beitrag zu Corona, in 7 Fotos. Heute #2. Wenn ich an den Lockdown denke und unseren Hub*, löst das viel in mir aus. Eine verstörende Stille, wo sonst das Arbeitsleben pulsiert, die laufenden Kosten summieren sich unaufhörlich in meinem Kopf. Eine Mischung aus Tatendrang, Hoffnung und Hilflosigkeit. Ich weiss, wie es ist, die Bundesratsentscheide abzuwarten und direkt im Anschluss den Krisenstab einzuberufen; in Szenarien zu denken, während so vieles unklar ist. Mit meinen Gefühlen und Erfahrungen bin ich nicht alleine. Das ist die Welt von vielen UnternehmerInnen.
Warum Fokus Bern: Die aktuelle Situation nehme ich als Einladung, in meinem direkten Umfeld fotografisch tätig zu sein. Die Stadt hat ein intaktes Ökosystem von Manufakturen, unternehmerischen Bijous und Traditionsgeschäften – mit spannenden InhaberInnen. Wessen Geschäft die aktuelle Ausnahmesituation überstehen wird, ist derzeit offen #mersivili
Heute zu Gast bei Barbara Mohr, Goldschmidin, www.kulta.ch
Was macht das mit dir, wenn du durch dein leeres Atelier läufst?
Zuerst habe ich die ruhige Zeit genossen. Das ungestört in der Arbeit versinken. Bald habe ich aber gemerkt, dass etwas fehlt. Ich bin mir ganz komisch vorgekommen. Ich habe einen sehr tiefen Kontakt zu meinen Kunden. Es sind spannende Menschen. Ich brauche ihre Kommentare, Bedürfnisse und Geschichten, um kreativ zu sein. Dazu kommt dass ich meine Sachen ja nicht für mich selber mache. Sie werden nur lebendig wenn sie gesehen, bewundert oder gekauft werden.
Welche Risiken und vielleicht auch Chancen siehst du in dieser Zeit, bezogen auf dein Geschäft?
Was mich gut dünkt dass man in solchen Situationen ganz generell mal wieder verschiedenes anschaut, durchdenkt oder analysiert. Ich finde es immer mega spannend. Zuerst erschreckt man sich schon, aber es ist auch gut, die Komfortzone zu verlassen. An manchen Tagen ist einem mulmig, an anderen stürzt man sich befreit in neue Ideen oder überlegt neue Wegen zu gehen. Eigentlich ein Geschenk.
Wir befinden uns nun auf dem Weg aus dem Lockdown. Was wünschst du dir für die kommenden Monate?
Ich wünsche mir die Gelassenheit und Zuversicht die ich in dieser Zeit bekommen habe, beizubehalten. Ruhiger an die Sache zu gehen. Diese Zeit hat mir gezeigt dass es gut ist was ich mache, oder wie ich`s mache. Es gibt mir niemand einen Orden, wenn ich möglichst viel krampfe. Es darf auch mal weniger sein – es ist trotzdem gut. Diese Krise hat mir gezeigt, wie klein wir sind. Schlussendlich soll mich meine Arbeit einfach erfüllen.
Was hilft dir, zuversichtlich zu bleiben?
Ich bin grundsätzlich zuversichtlich. Ich beherrsche ein Handwerk, ich habe Fantasie und ich arbeite gerne. Und ich weiss, dass ich mich jederzeit auch für etwas ganz anderes begeistern könnte. Dass ich diese Zuversicht spüren kann, liegt auch daran, dass ich in der Schweiz leben darf. Über dieses Privileg habe ich in letzter Zeit viel nachgedacht.
* Neben der Fotografie bin ich auch Managing Partner beim Impact Hub Bern, wo es während Corona sehr plötzlich ruhig wurde.
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